Mehr als zwei Millionen Menschen in der Welt sammeln Würfelzucker
Andere Leute, die Philatelisten, sammeln Briefmarken. Ich habe ein anderes Hobby, sozusagen ein zuckriges, ich bin leidenschaftlicher Sammler von schön verpackten Zuckerstückchen. Ich bin Zuckertelist.
Vielleicht werden Sie jetzt lächeln und sagen: Ach Gott, wie simpel. Aber da muss ich Ihnen widersprechen, denn ganz so einfach ist es gar nicht. Zwar haben Kaffeehaus-Besitzer und Gastwirte, viel Verständnis für mein Hobby und geben mir gern ein Stückchen Zucker mehr, wenn ich darum bitte, aber es wird schwierig für uns Sammler, denn immer mehr Cafés und Gastwirtschaften gehen dazu über, Streudosen auf den Tisch zu stellen.
Haben Sie schon einmal eine Zuckersammlung gesehen? Es lohnt sich. Ein hübsch verpacktes Zuckerstück, besonders groß, aus Belgien, eine bunt bedruckte Zuckertüte aus Holland, eine Märchenserie, ein Dominostein, eine Geisha und ein Türke, und viele, viele mehr.
Und dann die Tauschabende. Das ist wirklich ein großes und zugleich echt entspannendes Vergnügen. Da wird gefeilscht und gehandelt. Laut rufen die Tauscher ihre Angebote durchs Zimmer: Hilton-Hotel gegen Café-Keese, PAA gegen »die insel«, Axel Springer gegen Elisabeth-Krankenhaus.
Missgeschicke gibt es allerdings auch. Vor ein paar Tagen besuchte mich meine dreijährige Nichte und sah mit großen Augen meine Zuckersammlung an. Ich beging den Fehler, sie fünf Minuten allein zu lassen und als ich wieder ins Zimmer kam, steckte sie gerade vergnügt eines meiner »Prachtexemplare«, das Schneefernerhaus, in den Mund. Traurig sammelte ich die Papierreste vom Fußboden auf und stellte ihr vorsichtshalber den Zuckertopf vor die Nase. Nun warte ich auf den nächsten Tauschabend, vielleicht bekomme ich es ja wieder, das Schneefernerhaus.
Wirklich, wenn Sie noch kein Hobby haben sollten, versuchen Sie es! Ich bin sicher, es wird Ihnen Spaß machen.
Aus einem älteren Zeitungsausschnitt (um 1960). Quelle leider nicht bekannt. Für Hinweise sind wir dankbar.